EMDR (=Eye Movement Desensitization and Reprocessing, zu Deutsch: Desensibilisierung und Informationsneuverarbeitung mittels Augenbewegungen) ist ebenfalls eine durch wissenschaftliche Untersuchungen gut belegte, sehr wirksame Methode und wurde ursprünglich entwickelt, um traumatische Erfahrungen (Autounfall, Raubüberfall, Opfer von Gewalt, etc.) erfolgreich bearbeiten zu können.
Im Verlauf stellte sich dann heraus, dass sich diese Methode auch für Problemthemen eignet, denen als Ursache zwar keine traumatischen, jedoch sehr prägende Lebenserfahrungen (z.B. belastende Erlebnisse in der Kindheit und Jugend oder sehr prägende Erlebnisse zu Beginn von sich entwickelnden Ängsten) zugrunde liegen, und die nur schwer mit anderen Therapiemethoden „aufzulösen“ sind: Selbstwertthemen, spezifische Ängste, hinderliche Lebensregeln (z.B. „Ich muss funktionieren/perfekt sein“, „Ich muss stets für andere da sein, meine Bedürfnisse sind zweitrangig“), u.v.m..
Meine therapeutische Erfahrung über die vielen Jahre hat mir gezeigt, dass oben genannte Symptomatiken oder Problemthemen mit Hilfe der EMDR-Methode – im Vergleich zu vielen anderen Therapiemethoden – deutlich schneller und effektiver aufgelöst werden können. Von daher ist es für mich immer wieder eine wahre Freude, neben der Verhaltenstherapie auch mit dieser Therapiemethode meinen Klientinnen sehr schnell und effektiv helfen zu können!
Aber wie genau funktioniert EMDR?
Es ist erwiesen, dass das menschliche Gehirn die am Tage gemachten Erfahrungen zu einem großen Teil im Schlaf verarbeitet, und zwar besonders während der Traum-Phasen, die durch rasche Bewegungen der Augen (Rapid-Eye-Movements – REM) gekennzeichnet sind. Diese Augenbewegungen initiieren eine sog. „bilaterale Stimulation“ unseres Gehirns, wodurch Erlebtes auf allen Ebenen (gedanklich/bildhaft, emotional, körperlich) verarbeitet werden kann. Als Mensch besitzen wir also ein “natürliches Verarbeitungsprogramm“ im Gehirn.
Bei Lebenserfahrungen, die zu belastend bzw. traumatisch sind, kann es jedoch sein, dass die angemessene Verarbeitung solcher Erfahrungen nicht möglich ist. Die Informationen werden gleichsam im Gehirn „nicht verdaut und eingefroren“, also nicht verarbeitet. Dadurch sind diese nicht verarbeiteten Informationen im „Hier und Jetzt“ schnell reaktivierbar und beeinflussen unbewusst das Erleben des Menschen in hemmender Weise, z.B. durch immer wieder auftauchende, lähmende Ängste, Unsicherheiten oder dysfunktionale Einstellungen und Gedanken in bestimmten Situationen. Diese einschränkende Beeinflussung erfolgt dann meist über lange Zeit und ist auch nicht durch spätere positive Lebenserfahrungen abzumildern.
Ziel des EMDR ist ein bewusstes Durcharbeiten und Integrieren „festgefrorener“ Erlebnisse, indem sich der Klient/die Klientin auf bestimmte vergangene, belastende Erlebnisse fokussiert und der Therapeut die bilaterale Stimulation (rasche Rechts-links-Bewegungen der Augen, oder akustische Stimulationen des Gehörs, Tapping der Handrücken, o.ä.), – also unser natürliches „Verarbeitungsprogramm“ im Gehirn – erneut anstösst. Hierdurch verschwinden die belastenden Erlebnisse und machen Platz für ein angemesseneres, freieres Erleben.
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